Hans Schabus. Leben und Werk

Hans Schabus wurde 1970 in Kärnten geboren und studierte an der Akademie der Bildenden Künste, unter anderem bei dem Bildhauer Bruno Gironcoli. Zentrales Thema seiner Arbeiten ist der Mensch in seiner Beziehung zum Raum. Ein Leitmotiv dabei sind versetzte oder verunklärte Eingangssituationen, Tunnel und Durchgänge, die sich auf das  Ausstellungsgebäude und seinen spezifischen Ort beziehen.


So gelangte man bei der 2003 in der Secession gezeigten Ausstellung  "Astronaut (komme gleich)" über Kellergewölbe und Nebenräume in den Nachbau seines Ateliers im Hauptraum. Oft gibt es Referenzen an die unmittelbare Umgebung wie etwa in dem bei der Manifesta 4 mit großem Erfolg präsentierten Video "Western", in welchem Hans Schabus" Bootsfahrt durch die Wiener Abwasser-Kanäle zu sehen ist.


Die vorausgehende akribische Auseinandersetzung mit der spezifischen Örtlichkeit, ihrer Geschichte und ihrem Genius loci ist in Aufzeichnungen, Skizzen, fotografischen Arbeiten und Filmen dokumentiert. Für die Biennale 2005 hat Hans Schabus mit seiner Arbeit  "Das letzte Land" eine monumentale Skulptur geschaffen, die die Architektur des Pavillons auflöst. Er legt eine gewaltige Bergskulptur auf den denkmalgeschützten Bau Josef Hoffmanns und verleiht dem Gebäude auf diese Weise eine neue Identität. Nur durch einen Hintereingang gelangt man in das Innere des Massivs. Hier bestimmen labyrinthische Treppenaufgänge den Raum, die an die imaginierten "Carceris" Piranesis erinnern und den Besucher schließlich zum Gipfel des Berges führen. Dort angekommen, bieten mehrere Dachfenster einen Blick auf das Meer und die Stadt. 


Ein minutiöser Annäherungsprozess liegt auch dieser Arbeit für den Österreichischen Pavillon zu Grunde. Erforscht wurde im Vorfeld die Geschichte der Biennale, der ersten Weltausstellungen, des Österreichischen Pavillons, des Ausstellungsareals und der gemeinsamen Vergangenheit der beiden Nachbarländer Österreich und Italien. Das Analysieren und "Herangehen" wird auch wörtlich ausgelegt. Als Dokumentation der Anreise produzierte Hans Schabus den Film "Val Canale", der poetische Luftaufnahmen des Kanaltals im Friaul zeigt. Die Fotoarbeit  "Mare Adriatico, Venezia, 13 Maggio 2005" wiederum zeigt die symbolische Ankunft Hans Schabus" in der Lagunenstadt aus der Ferne des Meeres in seinem selbst gebauten Segelboot  "forlorn".


http://biennale-schabus.at/dasletzteland.htm


Texte der Preisverleihung 2005

 

Hans Schabus "Das letzte Land". Foto: Bruno Klomfar

Begründung der Jury

Die Jury hat sich einstimmig entschieden, den Kardinal-König-Kunstpreis an den Künstler Hans Schabus zu vergeben. Sie folgt damit dem Ziel der Ausschreibung, mit dem Preis ein Werk auszuzeichnen, das „eine für den zeitgenössischen, künstlerischen und gesellschaftlichen Diskurs wichtige Position” darstellt.

Als Grundlage der Entscheidung diente das vom Künstler eingereichte Werk „Das Letzte Land”. Mit dem Preis möchte die Jury dieses jüngste Werk des Künstlers wie auch sein gesamtes künstlerisches Schaffen würdigen. Hans Schabus thematisiert den leeren Raum in seinem Verhältnis zur persönlichen Erfahrung des Menschen. Passagen und Tunnel dienen ihm dabei als skulpturales Material wie als Sinnbild einer physischen wie psychischen Durchgangssituation gleichermaßen. Die Dimensionen von Raum und Zeit werden vom Künstler in die Materialität seiner begehbaren und temporären Installationen gebunden und individuell erlebbar gemacht. „Der Ort,an dem Kunst entsteht, wird auf sein Gleichnispotenzial dem Leben gegenüber untersucht. Die Arbeiten sind als Meditation über den schöpferischen Akt, seinen Anspruch, aber auch die Differenz gegenüber alltäglichem Tun lesbar.” (aus dem Pressetext-Secession)

Diese Inhalte entwickelt Hans Schabus seit etwa fuünf Jahren mit großer Konsequenz in seinen vielfältigen Projekten für den öffentlichen Raum, wobei er immer den spezifischen Kontext des jeweiligen Ortes  reflektiert. Er hat sich dabei eine sehr eigene aktuelle künstlerische Position erworben, die den Entstehungsprozess gleichwertig mit dem Endprodukt erscheinen lässt und das Prozessuale gegenüber der statischen Repräsentanz eines Werkes bevorzugt.

Mitglieder der Jury:

  • Prof. Dr. Friedhelm Mennekes SJ (Köln, Kunst-Station Sankt Peter)
  • MMMag. Hubert Nitsch (Linz, Diözesankonservator; Salzburg, Kunstraum St.Virgil)
  • Dr. Angelika Nollert (München, Siemens Arts Program)
  • Dir. Eckhard Schneider (Bregenz, Kunsthaus)
  • Dr. Margit Zuckriegl  (Salzburg, Museum der Moderne)

 

Foto zur Verleihung des Kardinal-König-Kunstpreises 2005

1. Reihe: Weihbischof Helmut Krätzl, Erzbischof Dr. Alois Kothgasser, Peter Simonischek, Prälat Dr. Johannes Neuhardt 2. Reihe: Senator Herbert Batliner, Rektor Heinrich Schmidinger, Mag. Luisa Breitstätter